Wo Asbestplatten an exponierten Stellen besonders extremen Belastungen ausgesetzt sind, lauert Gefahr von oben: Sobald Platten brechen oder bröseln gelten sie als gefährlich. Es können feinste Asbestfasern freigesetzt werden, die als hoch krebserregend eingestuft sind. Fachleute wie Dozent Hans-Peter Eiserloh vom Bundesbildungszentrum des Deutschen Dachdeckerhandwerks raten schon bei ersten Anzeichen zu einer Komplettsanierung.
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Als natürliche Alternative zu verwitterten und asbesthaltigen Faserzementprodukten bietet sich dabei natürlicher Schiefer an. Der widerstandsfähige Naturstein ist in unterschiedlichen Formen und Formaten erhältlich, hält lange und lässt sich mit vielen vorhandenen Dachmaterialien optisch ansprechend kombinieren. Der Vorteil: Kostengünstig kann auch bei einer Asbestsanierung von Kleinflächen häufig die vorhandene Holzunterkonstruktion erhalten bleiben. Der Abriss von asbesthaltigen Faserzementplatten sollte dabei auf jeden Fall zertifizierten Fachleuten überlassen werden (siehe Interview).
Das Dach ist häufig das Stiefkind vieler Immobilienbesitzer, klagt auch Professor Ulof Rückert. Gemeinsam mit 23 Architekturstudenten der Hochschule Koblenz hat er in einer Stichprobenuntersuchung mehr als 1500 Hausdächer in 13 Städten und Gemeinden unter die Lupe genommen. Das Ergebnis war ernüchternd: Fast die Hälfte aller Hausdächer wurde in der Gruppe „sanierungsfähig“ eingestuft.
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Je nach Eindeckung halten Dächer zwischen 30 und 90 Jahren. Das Gros vieler Häuser auf dem Land stammt aus den Jahren zwischen 1900 und 2000. Manche haben längst ihre zweite Dacheindeckung, besonders viele tragen noch Altlasten: Bis Anfang der 1990er-Jahre wurden nicht nur im sogenannten Schiefergürtel – er umfasst weite Teile von Rheinland-Pfalz, Saarland, Nordrhein-Westfallen, Hessen und Thüringen – asbesthaltige Faserzementplatten verwendet, die Schiefer imitieren sollten.
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Bundesweit kamen die Platten häufig auch in Kombination mit Betondachsteinen, Ziegeln oder Alublechen für die Bekleidung von kleineren Flächen wie beispielsweise Kaminen oder Attiken von Carports zum Einsatz. Frank Rummel, Geschäftsleiter von Rathscheck Schiefer, schätzt das bundesweite Dachsanierungsvolumen auf 80 000 Gebäude pro Jahr. Eine hausinterne Studie des Unternehmens geht von weit mehr als einer Million notwendigen Dachsanierungen in den bevorstehenden Jahrzehnten aus. In manchen Neubaugebieten aus den 60er- und 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts ächzen teils ganze Straßenzüge unter den Altlasten.