Irgendwann kommt der Punkt, da hat man sich selbst an der schönsten Wandfarbe satt gesehen. Die nun einfachste Möglichkeit wäre es, neue Farbe auszusuchen, sich mit Abklebeband und Farbrolle zu bewaffnen und den alten Ton unter neuer Brillanz verschwinden zu lassen. Allerdings hat diese Vorgehensweise Grenzen.
Es fängt bei der neuen Farbe an: War der Alt-Anstrich ein besonders leuchtender Griff in die Farbpalette, dann werden für die Neukolorierung mehrere Aufträge fällig, damit nichts durchscheint. Ein karmesinrotes Schlafzimmer mit zartem Sonnengelb überstreichen? Da wird auch bei Qualitätsfarbe eine einzige Farbschicht nicht ausreichen.
Glück hat dann der, dessen Farben auf Tapete liegen, denn die lässt sich einfach von der Wand entfernen. Aufwändig wird es jedoch, wenn der Anstrich modernen Trends folgend direkt auf dem Putz aufgebracht wurde. Das muss nicht einmal strukturierter Rollputz mit Vertiefungen sein, schon glatter Putz reicht aus. Wie in beiden Fällen Farbe entfernt werden kann, zeigen die folgenden Tipps.
1. Spachtel
Die einfachste Option wäre es, dem Farbauftrag mit einem scharfen Spachtel zu Leibe zu rücken. Mit ausreichend Muskelschmalz lassen sich auch hartnäckigste Farbreste bekämpfen. Allerdings liegt der Knackpunkt bei besagtem Muskelschmalz: Chemiker, die Wandfarbe entwickeln, arbeiten nicht nur in Richtung Leucht-, sondern auch Haftkraft. Wer Wandfarbe dann nur mittels Spachtel bearbeiten will, macht sich das Leben schwer, denn er muss gegen die volle Haftung arbeiten. Deshalb empfiehlt sich diese Methode allein nur für Ecken, die sich nicht anders erreichen lassen. In Kombination mit einem weiter unten stehenden Tipp ist sie jedoch unschlagbar bei glatt verputzen Wänden. Allerdings: Auf einem Strukturputz funktioniert der Spachtel kaum, denn er kommt nicht in dessen Vertiefungen.
2. Schleifen
Schnell und gleichzeitig kaum anstrengend ist das maschinelle Abschleifen. Mit Schleifgerät und -papier wird die Dispersionsfarbe einfach mechanisch von der Wand entfernt. Da viele Baumärkte solche Geräte kostengünstig verleihen, ist es eine Methode, einen Raum flugs farbfrei zu bekommen – egal welche Farbe verwendet wurde. Allerdings hat auch diese Variante einen Haken: So eignet sie sich nur bei vollkommen glattem Putz. Jede Struktur würde von der Schleifmaschine eingeebnet werden. Zudem werden die Geräte zwar an einen Sauger angeschlossen, der die Schleifstäube an der Wand absaugt, aber freilich funktioniert das nie zu 100 Prozent, sodass sich trotzdem eine Menge Schmutz niederschlagen wird. Um Ausräumen des Raums werden Renovierer also kaum herumkommen.
3. Schwamm
Eine gute Methode, um hartnäckigen Farbe Herr zu werden, sind Schwämme: Ein mit lauwarmem Wasser eingefeuchteter Schwamm wird einfach zum Abreiben verwendet. Die raue Seite von Haushaltsschwämmen eignet sich perfekt. Der Trick: Die meisten Wandfarben sind wasserbasierend. Werden sie nun nass abgerieben, verläuft der Trocknungsvorgang praktisch rückwärts und die Farbe löst sich. Wichtig ist bloß, dass immer wieder überschüssiges Wasser von der Wand aufgenommen wird, damit keine verdünnten Farbspritzer an unerwünschte Stellen gelangen
4. Hochdruckreiniger
Befindet sich die Wand im Außenbereich, kommt eine vierte Option in Betracht: Der Hochdruckreiniger. Er wird an einen Hahn angeschlossen und jagt die daraus bezogene Wasserversorgung mit höchstem Druck über eine Lanze heraus. Je nach verwendeter Düse ist das ausreichend, um selbst wetterfeste Wandfarbe vom Untergrund zu trennen – egal ob Glatt- oder Rauputz. Sogar Graffiti kann damit bekämpft werden. Allerdings geht es auch hier nicht ohne Nachteile, der größte: Es lässt sich kaum kontrollieren, wohin die Farbpartikel fliegen und zudem reißt der Wasserstrahl auch eine Menge Schmutz mit. Diese Mischung landet ebenso an der Hauswand des Nachbarn wie zwischen den Blättern des eigenen Gartens – und lässt sich unmöglich gänzlich entfernen. Umfangreiches Absichern mit Folien ist also unumgänglich. Und zudem eignet sich der Hochdruckreiniger nur, wenn die Putzschicht makellos ist. Schon kleine Risse, in denen sich der Strahl verfängt, reichen aus, um große Placken Putz aus einer Wand zu reißen und sogar darunterliegende Dämmungen zu beschädigen.
5. Heißluftpistole
Im ersten Abschnitt wurde der Spachtel alleine noch als arbeitsintensiv verworfen. Wird jedoch der Farbauftrag durch eine Heißluftpistole, mehr über deren Technik erklärt das Portal elektrowerkzeug-vergleich.de, erweicht, sieht die Sachlage anders aus. Durch die Hitze verlieren viele Lacke ihre Haftkraft und werden weich – mit dem Spachtel lassen sie sich dann fast so einfach entfernen, wie durchweichte Tapete. Zudem macht Heißluft auch keinen Unterschied bei den Putzarten: Grober Rauputz wird dann statt per Spachtel eben mit einer Drahtbürste bearbeitet, die die Farbe aus Vertiefungen herauskratzt. Dabei fallen keine Stäube an. Allerdings ist diese Methode nicht für jede Farbe geeignet, sondern vornehmlich für Acryl- und Latexfarben. Zudem ist eine Heißluftpistole mehrere hundert Grad heiß, sodass Farbe nur von nicht-brennbaren Untergründen entfernt werden sollte.
6. Chemische Wirkstoffe
Das letzte Mittel, um Farben zu entfernen, die sich mit anderen Mitteln nicht lösen lassen, ist die „chemische Keule“, landläufig als „Abbeizen“ bezeichnet. Dabei kommen Mittel wie Kali- und Natronlaugen sowie Salmiakgeist zum Einsatz, die mit einem Pinsel verteilt werden. Sie lösen Farbe nach kurzer Zeit auch in feinsten Vertiefungen und können anschließend mit Wasser abgewaschen werden. Allerdings ist solcherlei Chemie immer auch eine Belastung für die Gesundheit: Während des gesamten Prozesses muss der Raum bestens belüftet werden, Schutzanzug, Handschuhe, Atemmaske und Brille sind Pflicht. Zudem fallen anschließend durch die Trocknung des Wassers Wartezeiten an.
Fazit
Wer Wandfarbe ohne Tapete auf Putz aufträgt, muss sich darüber im Klaren sein, dass er sich dadurch in der Zukunft sehr viel Arbeit einhandelt. Farbe vom Putz zu entfernen, wird umso schwieriger, je rauer der Auftrag ist. Wer es sich bei glattem Putz einfach machen will, sollte diesen daher mit einer ebenso glatten Tapete überziehen – und bei Rauputz eine Farbe wählen, die sich mit der Heißluftpistole wieder ablösen lässt.