Living in a box: Wohnkonzept mit integrierten Raumboxen

Living in a box: Wohnkonzept mit integrierten Raumboxen
Foto: Stéphane Chalmeau

Wohnen und leben einmal ganz anders. Auf den 
82 Quadratmetern Grundfläche dieser Wohnung in einem Mehrfamilienhaus aus den 1960er-Jahren spielt sich der Alltag im Grunde genommen heute in einem einzigen Großraum ab. Abgetrennte Räume im herkömmlichen Sinn gibt es hier nicht. Besser gesagt: Nicht mehr. Denn anlässlich einer Sanierung sollte zukünftig alles ganz anders werden.

Unverändert seit Erbauung folgte die alte Wohnung bis dato noch immer der klassischen Verteilung mit geschlossenen Räumen. Erfreulich – auch schon für damals: Die recht großzügige Fensteröffnung mit Blick nach draußen auf die grüne städtische Umgebung.

Wunsch der Bewohner und Aufgabe für die Planer war es nun, hier einerseits radikal einzugreifen, um ein völlig neues Raumerleben zu ermöglichen – andererseits aber so vorzugehen, dass die Grundstruktur der Wohnung (die tragenden Wände wurden belassen) sowie die Elektroinstallation weitestgehend unangetastet bleiben konnten. 

Es ging darum, die gesamte Wohnung als offenen Grundriss zu verstehen, mit maximalem Offenheitspotenzial und mit bestmöglicher Tageslichtausbeute für alle Nutzungsbereiche. Auch wenn all diese im Prinzip am alten Platz bleiben: Küche bleibt Küche, Wohnen bleibt Wohnen und die Schlafbereiche sind da, wo sie bisher auch schon waren.

Worin steckt nun die neue Idee? Als Hauptaufenthaltszone sollte ein noch großzügiger amnutender Wohn-Ess-Bereich resultieren. Dieser jedoch nicht abgetrennt vom Rest der Wohnung, sondern andere Nutzungsbereiche integrierend – und zwar in Form von Wohnboxen.

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Wohnboxen statt Räume: Der Trick mit der Schräge

Zum Beispiel die Küche: Früher ein separater Raum, deckenhoch abgetrennt, heute eine eigenständige Box, die aufgrund ihrer Bauweise mit schrägem Deckel dem Wohnraum zugehörig empfunden wird und sich frech von der Raumdecke löst. Dazu haben die Architekten die bestehenden Wände abgerissen und Boxen aus Holzwerkstoffplatten gebaut. Mit dem Verzicht auf senkrechte Wände bis zur Raumdecke setzen sich die Boxen als eigenständige Baukörper deutlich ab, wirken aber dennoch integrativ.

Und so wie die Küche werden auch die anderen Funktionsbereiche in die Wohnung eingebunden und organisieren so den Gesamtraum auf neue Art und Weise. Pfiffig dabei auch, dass die unterschiedlichen Nutzungsboxen sich auch farblich voneinander unterscheiden. 

Da diese ja aus Holz gebaut sind – sowohl konstruktiv als auch bezüglich ihrer Außenhülle – wählte man der jeweiligen Funktion entsprechend für die Beplankung eine andere Art von Holzoberfläche und erzeugte so eine funktionale Differenzierung wie eine optische Kontrastierung. Zudem beugte man so einer störenden Eintönigkeit vor. Und die Holzansichten interpretiert man gerne als Möbel denn als Wände.

Jede autonome Box ist übrigens so angeordnet beziehungsweise so ausgerichtet, dass sie sich zum Tageslicht hin öffnet. Die Küche etwa versteht sich als permanent offene Küche und profitiert bis in ihre Tiefe hinein vom Licht der breiten Fensterfront. Auf der Gegenseite, wo die Schlafbereiche liegen, gilt dasselbe. Hier wurde dem Hauptschlafraum (so wie dem Wohnraum die Küche) eine zweite Box zugeteilt, allerdings mit einer schließbaren Seite, da sich hierin ein Gästeschlafbereich befindet. 

Zur dritten Box hat sich schließlich das ehemalige Bad verwandelt. Sein Standort inmitten der Wohnung war bislang wenig tageslichtbegünstigt. Lösung jetzt: Ein Binnenfenster hin zum Wohnraum, eines in Richtung Flur. Das WC wurde bei dieser Gelegenheit sinnvollerweise geschickt ausgeliedert, das Bad innen hell weiß gehalten.

Kommen wir noch einmal zum Wohnbereich. Bei aller Raffinesse, die Wände wie Möbelfronten zu gestalten, Stauraum braucht auch eine solche Wohnung. Und wie viel hiervon vorhanden ist, zeigt die lange Rückfront im Wohnbereich. Hinter unzähligen Türen verstecken sich Regale, Schränke und TV-Gerät. Und damit das Wohnen nicht gänzlich regallos bleibt, bieten luftige Vorbauten Platz für dies und das. 

Das Thema Stauraum ist übrigens so raffiniert umgesetzt, dass einerseits genug Raumfläche innerhalb der jeweiligen Nutzungsbereiche bleibt, andererseits aber auch genügend Stellfläche in den Tiefen der Wände zur Verfügung stehen konnte.

Eine Box haben wir noch vernachlässigt: Die Schrankbox im Vorfeld des Schlafbereichs. Sie ist die einzige Box, die nicht bewohnt und auch fensterlos ist. Hier ist Stauraum oberste Funktion. Alle anderen Boxen kommunizieren dank ihrer Fenster auch mit dem umgebenden Wohnumfeld, haben so eine visuelle Öffnung zum Panoramafenster und dadurch Kontakt zum Außenbereich.

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