Vor drei Jahren haben Bauherr Carsten, seine Frau Katrin und die zwei Kinder ein Haus gebaut. Gewünscht hat sich die Baufamilie ein Smart Home, das sicherer, einfacher zu bedienen, sparsamer und energieeffizienter ist, als ein herkömmliches Haus. Entschieden haben sich die Vier aus dem Süden Deutschlands für ein Smart-Home-System aus dem hohen Norden: Für Homematic IP vom niedersächsischen Hersteller eQ-3.
Bauherr Carsten, der übrigens Diplom-Medieninformatiker ist, setzt auf eine hauptsächlich verkabelte Lösung von Homematic IP, das sogenannte Wired-System des Herstellers. Damit sind fast alle Taster, Sensoren und Aktoren mit Kabeln verbunden und übertragen die Daten somit nicht per Funk. Bauherr Carsten begründet diesen Schritt mit einem Mehr an Sicherheit. „Wenn ein Taster gedrückt wird, wird die Aktion sicher ausgeführt. Bei einer Funklösung ist das nicht zu 100 Prozent garantiert. Einflüsse wie dicke Stahlbetonwände oder -decken behindern die Ausbreitung der Funkwellen.“ Für die als sogenannter Backbone verlegte Verkabelung wurden grüne KNX-Kabel verlegt. Warum? Diese Kabel seien zertifiziert, um neben 230-Volt-Stromkabeln verlegt zu werden, erläutert Carsten. Damit würde es zu keiner Störung der Datenübertragung kommen. „Das ist auch Sicherheit.“
Carsten hat sein Smart Home in einem Neubau realisiert. Wie ihr ein Smart Home in einem Bestandsgebäude nachrüstet, lest ihr hier.
Kabel, Kabel, 3 Kilometer
Auch bei den Stromkabeln ist die Baufamilie aus den Süden einen eigenen Weg gegangen. Normalerweise würden dreiadrige Kabel zu den Steckdosen verlegt. In diesem smarten Haus seien es aber fünfadrige Stromkabel. Damit habe der Bauherr die Möglichkeit, in Zukunft die Steckdosen zu steuern. Das sei aktuell aber noch nicht umgesetzt. Für die Redaktion hat der Bauherr nachgerechnet und kommt aus insgesamt drei Kilometer Kabel, die in diesem Smart Home verlegt worden sind. Zu den Strom- und grünen Datenleitungen kommen nämlich auch noch Cat. 7 Netzwerkkabel. Damit sind unter anderem der Router für die Internet-Anbindung, die Arbeitsplatzrechner für Bauherr Carsten und seine Frau sowie das ein oder andere Entertainment-Gerät angeschlossen.
Kabel und viel Funk
Drei Kilometer verlegte Kabel bedeuten selbstredend nicht, dass es keine Funkverbindungen in diesem Haus gibt. Drei Taster, die im Vorfeld nicht als verkabelte Lösung geplant werden konnten, sind Funktaster. Damit wird neben der Markise auch die Beleuchtung des Balkons gesteuert. Ebenfalls werden die Wetterstation auf der Terrasse und der ein oder andere sicherheitsrelevante Sensor mit Funk angesteuert. Um die bereits angesprochene Störung der Funkwellen durch dicke Stahlbetonwände und -decken zu minimieren, ist auf jeder Etage ein sogenannter Access Point als Signalverstärker im Einsatz. Diese Signalverstärker sind mit Cat. 7 Netzwerkkabeln verbunden.
Und WLAN? Um im gesamten Smart Home eine stabile und schnelle WLAN-Verbindung bis in jede Ecke zu garantieren, ist auf jeder Etage ein WLAN-Access-Point installiert, der wiederum mit Netzwerkkabeln an das Hausnetz angeschlossen ist. In neuralgischen Punkten, wie den Erd- und dem Untergeschoss sind jeweils zwei WLAN-Access-Points im Einsatz.
Die Zentralen und die App
Ein so großes Smart-Home-System braucht auch eine Zentrale: das ist die CCU3 des niedersächsischen Herstellers. Damit aber nicht genug. Der Homematic IP Wired Access Point fungiert als Verbindung zwischen der CCU3 und den verkabelten Komponenten. Er ist mit anderen Aktoren im Schaltschrank im Technikraum installiert.
Seit wenigen Wochen steht auch eine neue Zentrale im Smart Home der Baufamilie: die HCU von Homematic IP. HCU steht dabei für Home Control Unit. Diese Zentrale kann entweder als Stand-alone, also als alleinige Zentrale im Smart Home, eingesetzt werden oder sie kann die CCU3 ergänzen. Letztere Lösung hat Bauherr Carsten umgesetzt. Er setzt die Home Control Unit unter anderem zur Visualisierung, Bedienung und Steuerung des Hauses ein. Das geschieht entweder über das Smartphone von unterwegs oder von einem der drei Tablets, die auf den Etagen verteilt an der Wand hängen. Als App setzt er die Standard-App von Homematic IP ein.
Türkommunkation
Für die Türkommunikation setzt die Baufamilie eine IP-basierte Türstation vom Berliner Hersteller Doorbird ein. Die wird aktuell noch über eine eigenständige App bedient. In Zukunft, so hat der niedersächsische Hersteller eQ-3 durchblicken lassen, sollen Doorbird-Anlagen ebenfalls in Homematic IP eingebunden werden können. Carsten freut sich schon über die Integration in die Homematic-IP-App: „Eine App weniger auf dem Smartphone.“
Home Control Unit, die neue Zentrale
Ein kurzer Blick zurück auf die Home Control Unit und vorwärts in die Zukunft. Die Home Control Unit unterstützt den EEBUS. Damit können unter anderem Wärmepumpen und PV-Stromspeicher in das Smart-Home-System integriert werden. Unsere Baufamilie möchte das in naher Zukunft ebenfalls nutzen. Mit einem Energiemanagement könnte Warmwasser dann produziert werden, wenn genug PV-Strom zur Verfügung steht. Unter Nutzung eines dynamischen Stromtarifs könnte, etwa bei negativem Strompreis, Netzstrom direkt verbraucht und der PV-Strom in den Speicher geladen werden. So zumindest die Zukunftsgedanken der Baufamilie.
Mehr Sicherheit
Bei so viel Technik kommt die Sicherheit nicht zu kurz. An sicherheitsrelevanten Punkten sind unter anderem Erschütterungssensoren angebracht, die mit Funk angesteuert werden. Sollte ein Einbrecher versuchen, zum Beispiel an der Terrassentür zu hebeln, würde ein dort verbauter Erschütterungssensor das detektieren, an die CCU3-Zentrale melden und die wiederum würde Alarm auslösen. Bei Alarm fahren unter anderem alle Rollläden hoch, das Licht in und um das Haus würde eingeschaltet, Rauchmelder und Alarmsirenen würde durch martialisches Gepiepe Bewohner und Nachbarn wecken. Nicht zu vergessen, würde zu diesem Zeitpunkt schon längst ein Video der Einbrecher vorliegen. Auf eine Taschenlampe könnte besagter Einbrecher auch verzichten, denn bei Annäherung an das Haus würde ein Präsenzmelder den Freund der Dunkelheit erkennen und die helle Außenbeleuchtung einschalten. Bei diesem Smart Home macht ein Einbruch keinen wirklichen Spaß.
Wenn wir schon über Szenarien und die damit verbundene Sicherheit und den Komfort reden, noch ein Beispiel: Über die funkangesteuerte Wetterzentrale wird unter anderem die Helligkeit gemessen. Wenn es also draußen dunkel wird und der voreingestellte Schwellwert erreicht ist, fahren auch automatisch Rollläden herunter.
Wer nun neugierig geworden ist und noch mehr Beispiele und Szenarien sehen möchte: das Video zum Smart Home gibt es hier. Einen detaillierten Ratgeber zur Funktionsweise von Smart Homes, Kosten und Tipps zu Einrichtung und Nachrüstung findet ihr hier: Smart Home einrichten leicht gemacht: 10 Fragen.
Bilder: Carsten Steinke