Die Umstellung auf die Sommerzeit treibt alljährlich abertausenden die Zornesröte ins Gesicht, weil ihnen eine ganze Stunde „gestohlen“ wird. Dabei kann die richtige Ausnutzung der längeren Sonnenscheindauer wirklich Energie sparen.
Wer ärgert sich nicht jedes Frühjahr, wenn der Staat ihm eine ganze kostbare Wochenend-Stunde stiehlt? Auch wenn diese Stunde im Herbst wieder draufgelegt wird, brauchen viele dennoch eine Woche, um ihren Biorhythmus wieder anzupassen. Wer einen Blick auf die Hintergründe der Sommerzeit wirft, stellt aber fest: Bürgergängelung war nie das Ziel, sondern vor allem das Einsparen von Energie durch verbesserte Ausnutzung des Tageslichts. 1916 befand sich Deutschland im Ersten Weltkrieg; Brennstoffe waren rar und mussten rationiert werden. Um Privatleuten das ohne große Einbußen zu ermöglichen, wurden die Uhren zwischen März und September eine Stunde vorgestellt – abends mussten Kerzen, Elektrolampen und Öllichter später zum Einsatz kommen. Zwar verschwand die Sommerzeit gleich nach Kriegsende wieder, die Idee blieb aber in den Köpfen der Politiker – mehr über die chaotische Sommer-Zeitgeschichte lesen Sie hier. Was in den düsteren Kriegsjahren zum Sieg beitragen sollte, ist heute ein Faktor zum Schutz von Umwelt und eigenem Portemonnaie – auch wenn Versorger, Medien und Kritiker regelmäßig erklären, dass die Sommerzeit großmaßstäblich keine Energie einsparen würde. Wie Sie die vielbeklagte Sommerzeit dennoch sparend ausnutzen können, verrät der folgende Artikel.
1. Nutze den Nachtstrom
Die meisten Stromanbieter liefern zwischen 20/21 Uhr bis in die Morgenstunden Nachtstrom. Weil dann generell weniger Strom verbraucht wird, ist dieser um einiges günstiger als Tagstrom. Dementsprechend sollte der erste Schritt zur Ausnutzung der Sommerzeit darin bestehen, sich einen Stromanbieter zu suchen, bei dem der Nachtstrom früher startet – da es während der Sommerzeit ja sowieso früh hell wird, ist es gleich, ob der um zwanzig Uhr gestartete Nacht-Tarif dann schon um sechs Uhr endet. Wer noch nie den Anbieter gewechselt hat, kann allein schon durch den Wechsel – ohne Rücksicht auf Nachtstrom-Ersparnis – mehrere hundert Euro im Jahr sparen, wie dieser Artikel erklärt.
Der Trick zu noch mehr Ersparnis ist dann ein geändertes Nutzungsverhalten:
- Durch die längere Helligkeit wird Kunstlicht definitiv erst während der Nachtstromphase benötigt.
- Bei einem Anbieter mit frühem Nachtstrombeginn kann die Benutzung von energiefressenden Geräten noch in die hellen Abendstunden fallen, ohne dass es zu Komfort-Einbußen kommt.
- Wichtig vor allem für die ersten und letzten Sommerzeit-Wochen: So lange es hell ist, ist es auch signifikant wärmer, sodass weniger geheizt werden muss.
2. Ändere nicht deine Gewohnheiten
Kritiker der Sommerzeit führen immer wieder an, dass viele durch die längere Dauer des Tageslichts auch ihre Freizeitgestaltung weiter in den Abend verlegen würden. Natürlich tun dies in der Tat manche, aber der Trick zur Stromersparnis ist eben, seine Gewohnheiten nicht zu verändern. Wer sich etwa im Winterhalbjahr um zehn ins Bett begibt, sollte dies auch während der Sommerzeit so handhaben. Dann greift tatsächlich der Trick, des verminderten Beleuchtungsbedarfs. Tipp: Wer angesichts der Helligkeit schlecht einschlafen kann, sollte sich eine Schlafbrille kaufen, die erlaubt auch ungestörten Schlummer bei sommerlich offenen Fenstern.
3. Sommerzeit ist Renovierzeit
Ein Punkt, bei dem die längere Tageslichtdauer von großer Bedeutung sein kann, sind Renovierungsarbeiten. Vor allem die, die draußen stattfinden. Wer also beispielsweise einen Lattenzaun bauen möchte, sollte dieses Vorhaben nicht am Samstagmittag in die Tat umsetzen, sondern unter der Woche abends. Damit werden gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Das Wochenende bleibt für andere Aktivitäten frei und statt den Abend energiefressend vor dem Fernseher zu verbringen, kann dank Sonnenscheindauer später gearbeitet werden. Wichtig: Auch im Sommer gilt ab 22 Uhr Nachtruhe, danach sollte also nicht mehr gehämmert, gesägt und gebohrt werden.
4. Sommersonne: Strom sparen mit Wäschetrockner
Natürlich ist es komfortabel, die frisch gewaschene Wäsche in den Trockner zu werfen. Und wenn der dank Nachtstrom erst nach 20 Uhr betrieben wird, lässt sich ja auch Geld sparen. Wer aber Platz im Außenbereich entbehren kann, hat noch mehr Sparmöglichkeiten: Denn wird die Wäsche erst mit günstigem Nachtstrom gewaschen und dann dank später Helligkeit noch draußen aufhängt, ist sie an warmen Tagen am nächsten Morgen bereits trocken – bei geringstem Energieverbrauch. Wer über einen überdachten Platz für die Wäscheleinen verfügt, kann diese Praxis sogar bis weit in den Herbst betreiben.
5. Die Dämmerstunde
Auch im Hochsommer verschwindet die Sonne spätestens um 21 Uhr hinter dem Horizont – hell bleibt es zwar noch länger, dennoch schalten viele dann schon das Licht an und schließen die Rollläden - Falsch. Im Winter ist es richtig, frühzeitig die Läden zu schließen, um die Fenster zusätzlich zu dämmen und Wärme drin zu halten. Im Sommer ist das jedoch kontraproduktiv: Das noch vorhandene, meist ausreichende Licht wird zu früh „ausgesperrt“ und das Einschalten der Beleuchtung ist schlicht überflüssig und lockt zudem noch Mücken an. Viel besser ist es, zwar die Fenster zu schließen (damit es in kühleren Nächten im Haus warm bleibt), aber die Läden offen zu halten. Und wenn das Sonnenlicht doch nicht mehr ausreicht, kann auch eine Kerze helfen.
Tipp: Wer die Rollläden nur schließt, damit die Nachbarn nicht ins Haus gucken können, sollte die Fenster einfach mit reflektierender Folie bekleben, die auch abends bei beleuchtetem Innenraum Einblicke verwehrt.
Fazit
Sommerzeit spart nur dann wirklich Energie, wenn sich jeder auch durch die veränderten Temperaturen und vor allem die längere Lichtausbeute das Leben einfacher machen lässt. Wer einfach „wie gehabt“ agiert, nur seinen Tag verlängert und ansonsten nicht auf den Stromverbrauch achtet, der würde auch bei doppelter Zeit keine Energie sparen. Wer jedoch die eine Stunde Tageslicht effektiv ausnutzt und sinnvoll plant, der ist zwar auch nicht vor den biologischen Folgen der alljährlichen Umstellung gefeit, kann aber dank eines praller gefüllten Portemonnaies viel eher darüber hinwegsehen.