Ein unbewohntes Einfamilienhaus Baujahr 1954 sollte von Grund auf umgebaut und modernisiert werden. Eines der spannendsten Themen dabei war die Dachdämmung. Und die haben wir mit all ihren Besonderheiten für Sie dokumentiert.
Schritt 1 - Überblick
Schritt 2 - Altes Dach entfernt
Schritt 3 - Verstärkt
Schritt 4 - Biegesteifigkeit erhöht
Schritt 5 - Sparren neu ausrichten
Schritt 6 - OSB-Platte anbringen
Schritt 7 - Übersicht
Schritt 8 - Mit OSB-Platten verschlossen
Schritt 9 - Dämmlagen eingebaut
Schritt 10 - Stoßversetzt
Schritt 11 - Zuschnitt
Schritt 12 - Dicht eingepasst
Schritt 13 - Vierte Lage
Schritt 14 - Die Klebe-Überlappung
Schritt 15 - Endprodukt
Weitere Informationen
In dem Fall geht es um ein Gebäude aus dem Jahr 1954, das mit seinen 95 Quadratmetern Wohnfläche nicht gerade zu den zukunftstauglichsten gehörte. Da eine kinderreiche Familie dort einziehen sollte, waren mit dem Kauf des Hauses einige Ziele von vorne herein klar gesteckt: Mehr Raumgewinn durch Anbauten und Dachausbau, hoher Energiestandard und eine moderne Optik. Ziel war es aber auch, nicht den Abriss zu wählen, sondern Bestand und Zubau in einer gesamtheitlichen Lösung zu einem zukunftsfähigen Wohnhauskonzept zu führen.
Wie immer bei einem so übergreifenden Vorhaben, war die Planung nicht ganz einfach und dauerte auch eine gewisse Zeit lang. Vor allem im Dachbereich gab es einige Hürden zu nehmen. Denn hier war eine äußerst wirkungsvolle Dämmung verlangt, was dem Dachstuhl seinerseits ebenfalls viel abverlangte.
Wie üblich sind Sparren aus diesen Zeiten kaum tauglich, neue Dämmdicken und Dachaufbauten spielerisch aufzunehmen. Da muss auch die Statik mitspielen! In diesem Fall hat man sich für folgende Lösung entschieden: Aufdoppelung der alten Sparren, Innenbekleidung mit OSB-Platten, mehrschichtiger Einbau von Mineralwolle, Neueindeckung inklusive einer Solarthermieanlage. Statt die alten Sparren zu entsorgen, hat man sie neu verlegt und mit einer zweiten Sparrenlage auf eine Gesamthöhe von 28 Zentimeter gebracht. Damit waren Zwischensparrenfelder entstanden, die mehrlagig mit Glaswolle-Sanierungsfilzen wärmebrückenfrei bequem von oben verfüllt werden konnten.
Weitere Besonderheit: Als raumseitigen Abschluss hatte man keine Dampfbremsfolie verlegt, sondern OSB-Platten, und zwar deshalb, weil die Region um Kusterdingen nahe des Albtraufs an der Schwäbischen Alb als Erdbebengebiet ausgewiesen ist. Dadurch wurden zur Versteifung des Dachs die OSB-Platten zur Scheibenausbildung nötig. Gleichzeitig kann man die Platten zur Erstellung der luftdichten Schicht heranziehen (Dampfbremsfolien-Ersatz). Und: Durch die OSB-Platten war innen eine Dachschrägenfläche geschaffen, die leicht mit Gipskartonplatten malerfertig beplankt werden konnte.
Die flexiblen Anschlüsse an die Giebelwand und den Bereich der Firstpfette sind dann aber wie gefordert mit einer Bahnenware erstellt worden, da das Dach auch zukünftig etwas in Bewegung sein wird (Trocknen und Schwinden der Neusparren, Erdbeben, Schneelasten etc.) und nur so die luftdichten Anschlüsse dauerhaft gewährleistet werden können.
Statisch problematisch waren übrigens auch die äußeren Deckenbalken, auf denen ja nun die neue Dachlast zu liegen kam. Hier musste im Vorfeld für Verstärkung gesorgt werden, was dann mit Hilfe von seitlich angeschraubten Stahl-T-Trägern umgesetzt wurde. Das galt auch für die Firstpfette, die ihrerseits allerdings mit einem Balken aufgedoppelt wurde.
Mit dem so aufgerüsteten Dachstuhl stand den Dämmarbeiten nichts mehr im Weg. Und die erfolgten dann lageweise bzw. parallel zum Einlatten, denn die lange und doch steile Dachstrecke musste ja auch begangen werden. Und so hat man von unten beginnend, immer erst ein, zwei Reihen Dämmmaterial verarbeitet, bis man für die ersten Latten Fläche hatte, um sich von dort aus weiter hocharbeiten zu können.
Vier Lagen Mineralwolle eingebracht
Bei den Lagen hatte man darauf geachtet, dass die jeweiligen Matten immer stoßversetzt zueinander angeordnet wurden, damit keine Wärmebrücken entstehen konnten. Bei den Dickenmaßen hatte man sich an den Sparrenhöhen orientiert und jeweils zwei Lagen im Altsparrenbereich verlegt sowie eine Lage entsprechend der Dicke des aufgedoppelten Sparrens.
Die vierte Dämmschicht schließlich bilden quer verlegte Aufsparrendämmplatten, die dank ihrer Stoßüberlappung in Form eines Vlieses winddicht verklebt werden können. Damit entstand auch eine geschlossene äußere Dämmhülle, die das gesamte Dachstuhlgebälk überdeckt. Zudem war auch ein druckstabiler Untergrund gegeben, um sogleich auch Konterlattung sowie Ziegellattung aufbringen zu können.
Nach der Neueindeckung und der Montage der Solarthermieanlage hatte das alte Gebäude wieder ein intaktes Dach überm Kopf. Rein äußerlich war dem Haus dieser massive Eingriff aber kaum anzumerken. Nur die noch etwas deutlicher ausgefallenen Dachüberstände wiesen die Veränderung nach. Doch auch hier wird sich der Eindruck wieder ändern – dann nämlich, wenn auch die Fassade einen dicken Dämmmantel erhalten hat. Das wird aber erst im Frühjahr möglich, denn jetzt gerade erst wurden sämtliche Fenster getauscht beziehungsweise neue und größere Fensteröffnungen erstellt.
DämmINFO
Eingesetzt wurden Mineralwolle-Dämmprodukte von Saint Gobain Isover:
- erste beiden Lagen (Altsparrenbereich):
Integra UMP-032, WLS: 032, jeweils 60 mm
■ zweite Lage (Neusparrenbereich):
Integra ZSF-032, WLS: 032, 160 mm
■ dritte Lage (Aufsparrendämmung):
Integra AP-SupraPlus, WLS: 035, 60 mm
■ Nageldichtband Vario AntiSpike
■ Dampfbremsbahn Vario-Klimamembran Duplex UV
U-Wert Dach: 0,11 W/(m2K), deutlich unter dem Wert eines Passivhausdachs
mit U = 0,15 W/(m2K)
Heizöleinsparung alleine durch die Dachdämmung: zirka 1 600 Liter (= 5 to CO2)
Planerin: Dipl.-Ing. Vera Ambros, freie Architektin und Energieberaterin
Bauausführung: Das Syndikat Zimmerei AG