Das Dach und die Energie- und Wärmeversorgung waren beim Haus der Familie Daiber bereits auf dem neuesten Stand der Technik, aber für die Fassadensanierung benötigten die Besitzer noch einen guten Plan, um die Hausfassade modern zu gestalten.
Zusatznutzen: Unter der attraktiven vorgehängten hinterlüfteten Fassade ließen sich unschöne Leitungen, Kabel und Kabelkanäle gut „verstecken“.
Text und Fotos: Martin Schellhorn
Welche Fassaden Möglichkeiten gibt es?
Eine Familie, fünf Personen, fünf Meinungen? Anfangs war nur eines klar: Die Fassade des großen Einfamilienhauses war in die Jahre gekommen und brauchte nach rund 50 Jahren deutlich mehr Aufmerksamkeit als bisher. „Die Klinkerfassade hatte lange sehr gute Dienste geleistet. Jetzt aber waren erste Klinker abgeplatzt und es bildeten sich an neuralgischen Punkten auch feine Risse“, so Gerd Daiber, Eigentümer der Immobilie. „Sanierungsarbeiten waren also in jedem Fall angesagt. Die Frage war nur, wie und womit das umgesetzt werden sollte. Außerdem waren auch die ebenfalls rund 50 Jahre alten Rollläden immer störungsanfälliger geworden. Der Wunsch: elektrische Rollläden mit einer Smart-Home-Steuerung, die sich auch für weitere typische Produkte der Hausautomatisierung eignet.
Das Problem dabei: Für die gewünschten elektrischen Rollläden hätte innerhalb des Gebäudes zu jedem Fenster Strom verlegt werden müssen – und das oberhalb der Fenster. Keine schöne Vorstellung, hier Kabel zu ziehen. Weil an der Fassade des Gebäudes bereits Rohrleitungen für Solarthermie und Klimageräte gut sichtbar montiert waren, entstand schnell die Idee, auch die Stromkabel für die Rollläden an der Fassade und so den benötigten Strom an jedes Fenster zu verlegen.
Das Anstreichen der Klinkerfassade schied deswegen sowohl aus optischen als auch sachlichen Gründen aus, denn ein echter Schutz für die Fassade wäre dadurch dauerhaft nicht möglich gewesen. Das Verputzen hätte grundsätzlich eine Alternative dargestellt, aber durch die fast 9 Zentimeter dicken Kabelschächte der Solarthermie- und Kältemittelleitungen der Klimageräte ein entsprechendes Hindernis gesetzt. Zudem wäre der Aufwand enorm hoch aus-gefallen. Allenfalls eine Dämmung der Fassade plus anschließende Verkleidung oder Verputzen stand damit noch zur Verfügung. „Die Fassade an sich war jedoch durch das eigentliche Mauerwerk plus Klinker in puncto Wärmedämmung recht gut aufgestellt“, so Daiber dazu. „Zusätzliche Dämmung bot bereits eine Perliteschüttung im Zwischenraum.“ Eine recht aufwendige Dämmung der Fassade war aufgrund der guten Dämmwerte des Gebäudes unnötig.
Warum vorgehängte hinterlüftete Fassade?
Familie Daiber fasste nun eine vorgehängte hinterlüftete Fassade ins Auge, die zahlreiche Vorteile hat. Denn einen nachhaltigeren Schutz gegen Witterung, feuchtes Mauerwerk oder Schimmel gibt es nicht. Vorgehängte hinterlüftete Fassaden werden nicht direkt auf die Außenmauer aufgesetzt, sondern auf eine Lattung als Unterkonstruktion. Durch den Zwischenraum zirkuliert kontinuierlich Luft, die Feuchtigkeit abführt und sogar bereits feuchte Mauern trockenlegt. Die Verlegetechnik ist je nach Material unkompliziert. Insbesondere Fassadensysteme aus Kunststoff werden von Fassadenbauern, Dachdeckern oder Zimmerern in kürzester Zeit montiert – in Trockenbauweise ohne viel Lärm und Schmutz.
Echte Argumente – keine Frage. Doch auch hier stand zunächst eine wichtige Entscheidung an – nämlich das Material der vorgehängten Fassade auszuwählen. Um eine Hausfassade modern zu gestalten, hält der Markt hier die verschiedensten Varianten bereit. Das Spektrum reicht über Holz, Kunststoff, bis hin zu Stein und Schiefer, Aluminium, Faserzement sowie verschiedenste Material-Mischformen. Die wichtigsten Aspekte für Familie Daiber: eine schnelle und saubere Verarbeitung des Materials gepaart mit einfacher Pflege sowie angemessenen Kosten und einer möglichst optimalen Umweltbilanz.
Schön zu sehen, wie gut sich der Wunsch der Hausbesitzer nach einem homogenen Gesamtbild mit Hilfe der grauen Kunststoffpaneele verwirklichen ließ.
Diese Bedingungen erfüllte eine Fassade aus PVC am besten. Das Spannende dabei: Die Paneele sind aus recyceltem/recycelbarem Kunststoff, der zum Teil aus alten Kunststofffenstern und –türen hergestellt wurde. Außerdem können sie nach Ende der Lebenszeit wieder sortenrein recycelt werden – ein absolutes Plus in Sachen Umwelt! Selbst die Reste bei der Produktion der Paneele gehen wieder in den Verwertungskreislauf und werden zu neuen Paneelen verarbeitet. PVC ist deutlich nachhaltiger und langlebiger als herkömmliche Produkte und besitzt einen bemerkenswert hohen Härtegrad, ist nahezu unverwüstlich sowie temperatur- und farbbeständig.
Dazu ist das Material extrem pflegeleicht. Regelmäßiges Streichen, intensives Reinigen sind nicht erforderlich. Verschmutzungen lassen sich einfach mit einem Hochdruckreiniger entfernen. Zudem reagieren die Paneele flexibel auf Außentemperaturen und bilden daher im Laufe ihrer Lebenszeit keine Risse aus wie andere Materialien. Die Verarbeitung ist zudem sehr einfach und kann sogar von Laien durchgeführt werden. Denn die Paneele haben trotz ihrer hohen Festigkeit nur ein geringes Gewicht und lassen sich einfach bearbeiten, das heißt, an die Erfordernisse der vorhandenen Fassade anpassen. Der von Familie Daiber ausgewählte Anbieter Vinylit hatte sogar Laibungssysteme für Fenster sowie Dachabschlussprofile im Programm, die dem Ganzen noch den letzten Schliff geben konnten.
Zudem ist die Variantenvielfalt beträchtlich. Unterschiedliche Oberflächen, Formen und Farben, die außerdem quasi frei kombiniert und verlegt werden können bilden ein schier unerschöpfliches Arsenal an Gestaltungsmöglichkeiten. Das heißt: Keine Fassade ist wie die andere und bildet exakt die Wünsche der Hauseigentümer ab.
„Die eigentliche Montage der Paneele war vergleichsweise problemlos – wenn man bedenkt, dass es sich um die komplette Verkleidung einer bestehenden Fassade mit all ihren Elementen handelte“, so Hausbesitzer Daiber weiter. „Außerdem konnten nach Absprache mit dem Fassadenbauer weitere Kabel wie zum Beispiel für eine glasfasergestützte Netzwerkverkabelung und Kabel für die Stromversorgung von Beleuchtung um das Gebäude verlegt werden. Eine Möglichkeit, die das störanfällige WLAN im Haus durch stabile Netzwerktechnik ersetzen konnte – ein unschätzbarer Vorteil auch für die Zukunft.“
Die Kunststoffpaneele sind leicht und lassen sich deshalb auch problemlos verarbeiten. Das Detail zeigt, wie ausgeklügelt das Befestigungssystem ist.
Zunächst wurde die Unterkonstruktion aus einfachen Dachlatten erstellt und an das Gebäude und seine Bedingungen angepasst. Dabei spielte die völlig unterschiedliche Stärke der vorhandenen Leitungen keine Rolle. Denn je Fassadenseite wurde einfach das jeweils „dickste“, an der Fassade montierte Element zum Maß der Dinge. Genauso stark wurde die Holzunterkonstruktion gewählt. Die einzige Voraussetzung dafür: ein Dachüberstand, der den oberen Abschluss der Fassade sicher abdeckt.
Anschließend wurden die Paneele mit einem handelsüblichen Holzbearbeitungswerkzeug angepasst und fest mit der Unterkonstruktion verbunden. Zum Abschluss boten Leisten und Winkel die Abrundung der optischen und funktional rundum gelungenen Fassadenkonstruktion. Dabei arbeitete der Fassadenbauer bereits für den Rollladenbauer vor und führte die an allen Fenstern durch den Elektriker vorbereiteten Stromkabel an der vorab definierten Position aus der Fassade heraus. So konnte der Rollladenbauer anschließend die elektrischen Vorbaurollläden passgenau auf die Fassade aufsetzen und mit dem Stromnetz verbinden. Gleichzeitig erfolgte die funkgestützte Verbindung mit der Smart-Home- Zentrale der Rollläden.
Projekt Hausfassade modern gestalten geglückt
Heute ist der ehemalige Klinkerbau aus den 70ern kaum wiederzuerkennen. Er präsentiert sich nicht nur optisch, sondern auch in puncto Ausstattung wie ein Neubau, dessen Hausfassade modern und zeitlos anmutet. Die Hauseigentümer sind mit der Umsetzung hoch zufrieden. „Die Sorge um die notwendigen Reparaturen der alten Fassade gehören der Vergangenheit an“, so Daiber dazu. „Gleichzeitig haben wir zum Ende des Sommers und in den ersten Wintermonaten deutlich gespürt, dass die erweiterte Fassade noch mehr Schutz vor den Außentemperaturen bietet.“ So konnte die Heizkurve der Heizung bereits nach den ersten Winterwochen weiter gesenkt werden. Das spart Heizkosten und schont die Umwelt.
Ganz abgeschlossen sind die Arbeiten an der Technik des Gebäudes noch nicht. Im nächsten Jahr fassen Daibers dank der neuen Fassade den Einbau einer Wärmepumpe ins Auge. Auch das ist ein weiteres Plus für die Umwelt und den eigenen Geldbeutel. Fazit: Kommt die Außenfassade eines Gebäudes „in die Jahre“, stehen verschiedenste Möglichkeiten bereit, um sie zu sanieren und dabei auch gleichzeitig noch vielfältigen Zusatznutzen wie das Verstecken von Kabeln zu generieren. Das Beispiel aus Dülmen zeigt, wie gewinnbringend eine vorgehängte hinterlüftete Fassade eingesetzt und gestaltet werden kann.
Ganz abgeschlossen sind die Arbeiten an der Technik des Gebäudes noch nicht. Im nächsten Jahr fassen Daibers dank der neuen Fassade den Einbau einer Wärmepumpe ins Auge. Auch das ist ein weiteres Plus für die Umwelt und den eigenen Geldbeutel. Fazit: Kommt die Außenfassade eines Gebäudes „in die Jahre“, stehen verschiedenste Möglichkeiten bereit, um sie zu sanieren und dabei auch gleichzeitig noch vielfältigen Zusatznutzen wie das Verstecken von Kabeln zu generieren. Das Beispiel aus Dülmen zeigt, wie gewinnbringend eine vorgehängte hinterlüftete Fassade eingesetzt und gestaltet werden kann.
Geländertausch
Parallel tauschte der Fassadenbauer die Geländerkonstruktion des Balkons und der Dachterrasse des Gebäudes aus. Hier war bislang eine Holzkonstruktion im Einsatz, die ebenfalls ausgedient hatte. „Eine jährliche Behandlung des Holzgeländers war Pflicht – abschleifen und neuer Anstrich innen wie außen, das war ein hoher Aufwand“, erinnert sich Hausbesitzer Daiber. Das neue Balkongeländer besteht nun ebenfalls aus recyceltem Kunststoff.
Eingangsportal
Abschließend wurde noch das Eingangsportal des Gebäudes ausgetauscht. Hierfür hatte der Fassadenbauer die Anschlüsse an die alte Haustür und die darüberliegenden Fenster noch offen gelassen. Auch dieser Austausch ging reibungslos und schnell vonstatten, sodass der Fassadenbauer zügig den Anschluss der Fassade an die neue Haustür und die darüberliegenden Fenster vornehmen konnte.
Alter Rollladenkasten genutzt
Und einen ganz besonderen Trick in puncto Wärme- und Kälteschutz konnten die Hauseigentümer darüber hinaus anwenden. Denn die alten, nun nicht mehr genutzten Fensterrollläden wurden einfach von außen zerschnitten und aus ihrer Verankerung gelöst. So blieb nicht nur der Dreck außen vor, sondern der dadurch quasi leere, alte Rollladenkasten ließ sich perfekt durch den ehemaligen Rollladenauslass vor dem Fenster mit Dämmwolle aus Hanfplatten befüllen – ein weiteres Plus in Sachen Klima.