Kabellose Mähroboter sind in der Gartensaison 2023 voll im Trend. Aber nicht alle Hersteller haben sich bereits in diesem Jahr von Begrenzungskabeln verabschiedet. Positec mit dem Worx Landroid Vision ist diesen Schritt gegangen und hat ein spannendes Gerät an den Start gebracht. Sie präsentieren einen Mähroboter ohne Begrenzungsdraht. Wir haben ihn getestet.
Schick sieht er aus, der neue Worx Landroid Vision. Das ist der erste Eindruck, als unser Testredakteur den Mähroboter aus dem Karton hebt. Wertig, modern und schwer gesellen sich zu der Liste der ersten Eindrücke. AI (Artificial Intelligence), also künstliche Intelligenz (KI), soll der Mäher ebenfalls mitbringen. So steht es auf dem Karton. Die Erwartungen sind hoch, ist es doch ein Mähroboter ohne Begrenzungsdraht.
Wir haben übrigens den WR206E für maximal 600 Quadratmeter Rasen, den kleinsten Landroid Vision, auf unser Testgrün gestellt. Und das hat es in sich. Es bringt 200 Quadratmeter Rasenfläche mit – neben einer großen Freifläche beinhaltet es drei Steigungen (12,6 Prozent (7,2 Grad), 27,7 Prozent (15,5 Grad) und 30,2 Prozent (16,8 Grad), an zwei Seiten ein „offenes“ Gefälle zu den beiden Nachbargrundstücken, eine Natursteinmauer und eine hölzerne Leitplanke, die ein weiteres Gefälle abgrenzt. Schwere Kost. Wer keinen Kunstrasen hat, greift gerne auf den Helfer zurück.Wie wird sich der neue kabellose Landroid Vision als Mähroboter ohne Begrenzungsdraht schlagen?
Die Positionierung auf dem Rasen
Zurück zum Landroid Vision. Kabellos ist das Stichwort. Damit gehört der Landroid Vision zu einer neuen Generation von Mähroboter ohne Begrenzungsdraht – der große Trend in der Gartensaison 2023. Diese Technik ist so neu, dass sich der ein oder andere große Hersteller noch ein Jahr Zeit gibt, um Mähroboter ohne Begrenzungsdraht einzuführen. Positec, der Hersteller des Vision, nicht. Die Schwierigkeit dabei ist die Positionierung an den Grenzen und auf dem Rasen. Mit einem Induktionsdraht als Begrenzung war die Welt einfach. Der Mäher detektierte den unter Schwachstrom stehenden Draht und „wusste“ damit, dass seine Welt genau dort endete. Viele drahtlose Mähroboter setzen dabei auf altbekannte Dienste: GPS und RTK. GPS, das Global Positioning System, muss nicht mehr erklärt werden. Fast jedes Smartphone nutzt das vom US-Verteidigungsministerium entwickelte Satellitennavigationssystem. RTK ist schon ein Stück weit unbekannter. Es steht für Real Time Kinematic, also Echtzeitkinematik. Mit diesem in der Landwirtschaft beliebten Satellitennavigationssystem kann eine Genauigkeit von 1 bis 2 Zentimeter erreicht werden.
Voller Rechenpower
Und unser Landroid Vision? Er nutze keins der beschriebenen Satellitennavigationssysteme und ist damit eher die Ausnahme im Feld der modernen Mähroboter ohne Begrenzungsdraht. Positec geht mit dem Landroid Vision einen eigenen Weg und setzt auf Rechenleistung im Mäher und eine Frontkamera. So kommt das Gerät ganz ohne Internetverbindung aus. Zumindest beim Mähen. Das Internet benötigt der Vision nur, um die aktuellste Firmware herunterzuladen – und das ist wichtig. Allein im Mai 2023 gab es fünf Aktualisierungen der Mäher-Software. Und mit jeder neuen Version wurden Fehler beseitigt und der Vision „lernte“ ein bisschen dazu. Die Firmware gibt es übrigens OTA, das steht für Over The Air. Es ist in der Regel kein „Anstoßen“ durch den Nutzer nötig. Unser Test-Mäher lief schlussendlich mit der Firmware-Version 1.2.12+4.
Gegen den Uhrzeigersinn
Genug der ersten Fakten, stellen wir endlich den Mähroboter ohne Begrenzungsdraht und die Ladestation auf das Grün. Letztere ist relativ unkompliziert aufzustellen. Da der Vision gegen den Uhrzeigersinn fährt, sollte er nach einer Umrundung des Rasens wieder direkt in die Ladestation einfahren können. Zwei Meter oder mehr sind vor der „Einfahrt“ in die Station nötig. Die hintere Kante kann direkt auf der Rasengrenze stehen, rechts sollte 5 Zentimeter Raum sein. Steht die Ladestation, ist mit Strom versorgt, der Landroid Vision ist aufgeladen und hat die aktuellste Firmware-Version geladen. Beim Mähroboter ohne Begrenzungsdraht kann es losgehen. Wie schon angedeutet, fährt der Vision bei seiner ersten Erkundungstour gegen den Uhrzeigersinn und dafür rückwärts aus der Ladestation.
Saubere Fahrt voraus
Und damit zurück zum Kontrahenten des Landroid Vision, unserem Testgrün. Bergab fährt der Vision sicher und meistert alle drei Gefälle (12,6 , 27,7 und 30,2 Prozent) problemfrei. Zur Grenze, egal ob Randsteine, Hauswand oder Natursteinmauer, hält die Maschine einen kleinen Abstand und fährt sich kein einziges Mal fest. Und das, obwohl die Grenze nicht immer klar erkennbar bewuchsfrei und die „Fahrbahn“ eben ist. Ein klarer Pluspunkt für den Landroid Vision Mähroboter ohne Begrenzungsdraht.
Hilfe durch Magnetstreifen
An den offenen Grenzen, Gras geht in Gras über und ein Abhang gefährdet die technische Unversehrtheit des Robotermähers, braucht der Vision Unterstützung durch ein magnetisches Band – wenn auch nur bei der ersten Kartografierung des Gartens. So bleibt er in der regelmäßigen Anwendung dennoch ein Mähroboter ohne Begrenzungsdraht. Dafür hat der Hersteller zwei grüne Magnetbänder mit Erdhaken beigelegt. Die sind schnell verlegt und der Vision fährt mittig über sie hinweg. Zum Abhang und/oder der Grenze sollte eine Distanz von mindestens einer halben Mäherbreite eingehalten werden. Der Hersteller empfiehlt 32 Zentimeter Abstand. Der verlegte Magnetstreifen wurde bei unserem Test einwandfrei erkannt, der Vision fuhr mittig darüber und stürzte so nicht den Abhang hinunter. Das „Einfädeln“ von der Natursteinmauer auf den Magnetstreifen und das „Herausfahren“ aus dem Magnetstreifen an die Holz-Leitplanke meisterte der Landroid Vision ebenfalls völlig problemfrei und auf Anhieb.
Freie Fahrt trotz Hindernissen
Besagte rund 18 Zentimeter hohe Holz-Leitplanke grenzt einen weiteren Abhang ab. Sie war in unserem Testlauf nicht vollständig bewuchsfrei und damit auch nicht immer klar von der Kamera als Begrenzung zu erkennen. Der Boden direkt an der Leitplanke war teilweise uneben und problematisch. Hier könnte man Schwierigkeiten beim Mähroboter ohne Begrenzungsdraht erwarten. Für den Landroid Vision kein Problem. Einmal dreht der Roboter, fuhr rund 20 Zentimeter zurück, dreht erneut und fuhr an der Leitplanke mit Abstand weiter. Saubere Arbeit.
Probleme beim Aufstieg
Nur auf dem Weg zurück zur Ladestation, die auf einem kleineren ebenen Grün hinter den bereits erwähnten Steigungen liegt, musste der Vision passen. Die 12,6 Prozent-Steigung nahm der Mähroboter noch leicht, an der 27,7 Prozent-Steigung musste der Landroid Vision aber kapitulieren. Angegeben hat der Hersteller in den technischen Daten eine maximale Steigung von 30 Prozent. Wir haben auf einen weiteren Anlauf der 27,7-Prozent-Steigung verzichtet. Nachteilig ist dabei, dass der Vision erneut von der Ladestation hätte starten müsste, alle bisher gesammelten Garten-Daten wären verloren. Ein Weiterfahren nach einem „Festfahren“ vom Ort des Geschehens scheint der Hersteller nicht vorgesehen zu haben.
Hindernisse sicher erkannt
Um den Test abzuschließen, haben wir den Vision auf dem ebenen Rasenteil mähen lassen und unter anderem die Hindernis-Erkennung unter die Lupe genommen. Letzterer funktioniert einwandfrei. Selbst im Gras „versunkene“ Kleinteile, wie eine Gartenschere, erkennt der Landroid tadellos und umfährt sie.
Leiser Mäher
Geräuschentwicklung ist beim Rasenmäher immer ein wichtiger Punkt. Diesen Punkt kann der Landroid Vision auf der Haben-Seite verbuchen. Denn der Mäher arbeitet extrem leise. Allein das Fahren ist quasi unhörbar. Einzig beim Mähen entstehen die typischen Schnittgeräusche.
Ein Halm an der Grenze
Ein Punkt auf der – zugegeben kurzen – Negativliste ist der Kantenschnitt. Trotz „cut to the edge“-Schriftzug auf Karton und Gerät bleibt an der Grenze Gras stehen. Um diese Grenzhalme zu schneiden, müsste das Vision mit mindestens zwei Rädern über besagte Grenze fahren. Wenn diese Grenze aber ein Abhang ist – wie in unserem Fall – würde der Mäher hinunterstürzen. So ist ein „cut to the edge“ nicht immer einfach zu bewerten, das liegt aber nicht daran, dass es ein Mähroboter ohne Begrenzungsdraht ist.
Die Mähleistung auf der Rasenfläche ist einwandfrei und sauber. Bei unserem WR206E muss die Schnitthöhe manuell am Gerät eingestellt werden. Zur Auswahl stehen 30, 40, 50 und 60 Millimeter. Bei den „größeren“ Visions wird die Schnitthöhe elektronisch eingestellt.
Selbstredend gehört zu einem so modernen Gerät eine Smartphone-App. Dort können beim Mähroboter ohne Begrenzungsdraht unter anderem Zeitpläne, Regenverzögerung und vieles mehr eingestellt werden.
Der Landroid Vision hupt nicht
Als Diebstahlschutz bringt der Landroid Vision einer PIN-Sicherung mit. Eine Alarmsirene, sollte der Dieb den Mäher wegschleppen wollen, gibt es nicht. Der Vision gibt beim Anheben gerade einmal drei recht leise Piepser von sich. Auch kann ein gestohlener Mäher nicht geortet werden. Es fehlt schlicht ein GPS-Sensor für eine solche Funktion.
Fazit
Der Worx Landroid Vision sieht großartig aus, bringt KI und eine große Rechenleistung mit. Dafür nutzt er weder GPS noch ein anderes Satellitennavigationssystem. Mit der aktuellen Firmware ausgestattet macht der Mähroboter einen exzellenten Job – mit kleinen Abstrichen. So musste der Mähroboter ohne Begrenzungsdraht an unserer 27,7-Prozent-Steigung passen. Der Hersteller gibt 30 Prozent als maximale Steigung an. Naja, wollen wir mal nicht so sein. Die Hindernis-Erkennung hat einwandfrei funktioniert. Nichts, auch nicht die versteckteste Kleinigkeit wurde überfahren. Beim Randschnitt, von Positec „cut to the edge“ genannt, hat der Mäher Gras stehen lassen. Um aber diese letzten Halme zu schneiden, hätte er in unserer Testumgebung mit zwei Räder über den Abgrund mähen müssen. Das ist kaum schaffbar. Alles in allem ist der Worx Landroid Vision ein sehr guter Mähroboter ohne Begrenzungsdraht mit vielen Stärken und wenigen Schwächen.
Text und Fotos: Carsten Steinke