Moderne Gebäude müssen vielfältige Anforderungen erfüllen. Neben der Energieeffizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit ist der Wohnkomfort für die meisten Bauherren ein wichtiger Gesichtspunkt, der täglich erlebbar ist. Hierbei spielt auch der Insektenschutz eine Rolle, der jedoch bei der Planung und Ausführung häufig vergessen wird und erst zur Diskussion kommt, wenn die Plagegeister im Haus bereits stören.
Die Verwendung und Ausführung von Insektenschutzgittern ist in der europäischen Produktnorm DIN EN 13561 definiert, die hauptsächlich für Markisen gilt, aber auch Insektenschutzgitter umfasst. Hier werden die Eigenschaften und deren Prüfungen beschrieben. Technische Kennwerte und Nachweise zum Brandverhalten und Lichttransmissionsgrad, zur Nutzungssicherheit und zum Widerstand gegen Windlast sind normativ beziehungsweise gesetzlich gefordert und müssen durch eine notifizierte Prüfstelle erbracht werden.
Viele weitere Eigenschaften sind nicht in der Produktnorm beschrieben, aber dennoch wichtig, etwa die Luftdurchlässigkeit (nicht zu verwechseln mit der Luftdichtheit), die UV-Beständigkeit und Reißfestigkeit des Gewebes sowie die Festigkeit des Rahmens und der Beschläge.
Qualität, Festigkeit und Gebrauchstauglichkeit
Das Netzgewebe kann kaum zur Festigkeit und Stabilität des Systems beitragen, so dass das Profil des Umfassungsrahmens inklusive der Eckverbindungen alle Belastungen, die durch die Bewegung entstehen, aufnehmen muss. Die Eckverbindung von Hohlprofilen wird in der Regel durch eingesteckte Formstücke erstellt. Diese sollten am besten aus Metall (Aluminium, Stahl, Druckguss) bestehen und zusätzlich verklebt sein. Auch die Beschläge (für Schiebe- und Drehrahmen) haben großen Einfluss auf die Funktionsfähigkeit und sollten aus hochwertigen Materialien bestehen (z. B. rostfreier Edelstahl).
Gerade Insektenschutztüren werden häufig 10 bis 20 mal pro Tag betätigt. Hier kommen über 20 Jahre leicht 50 000 Öffnungszyklen oder mehr zusammen (Bauelemente sollten eine Nutzungszeit von 20 bis 30 Jahren haben). Besonders bei großformatigen Konstruktionen mit Höhen über 250 und Breiten über 120 Zentimeter sollte die Dauerfunktion geprüft sein.
Weitere wichtige qualitätsbestimmende Merkmale sind die UV-Beständigkeit des Profils und des Netzgewebes sowie dessen Reißfestigkeit. Gerade wenn Hunde, Katzen oder andere Tiere das Haus „mitbewohnen“, sollte auf eine hohe Reißfestigkeit geachtet oder Gewebe aus Metall verwendet werden (Edelstahl). Dies gilt auch, wenn man kleine Nagetiere sicher aus dem Haus halten will.
Reinigung und Wartung
Wichtig ist auch eine einfache Reinigungsmöglichkeit, denn an dem engmaschigen Gewebe und auch der umlaufenden Bürstendichtung bleiben neben Staub und Pflanzenfasern natürlich auch Insekten hängen, die gerne von Vögeln und Wespen als Futter genutzt werden und dann Schäden am Gewebe verursachen können. Die Qualität der Fasern hat durchaus einen Einfluss und sollte eine möglichst geringe Rauigkeit aufweisen – dies lässt sich auch per Hand vergleichen.
Die Reinigung kann gut mit der Staubsaugerbürste und einem feuchten Tuch mit Wasser und Waschmitteln für Funktionstextilien durchgeführt werden. Für Metallgitter ist ein ph-neutrales Reinigungsmittel geeignet. Flugrost sollte unmittelbar entfernt werden.
Die beweglichen Beschlagteile sollten einmal pro Jahr mit säurefreiem Öl oder Fett geschmiert werden. Dabei können auch die Verschraubungen und Beschlagteile wie Federstifte, Drehbänder, Laufrollen oder Winkellaschen auf festen Sitz überprüft werden.
Maschenweite und Rahmenabdichtung
Die Kernaufgabe von Insektenschutzeinrichtungen ist es, das Eindringen von Insekten wie Wespen, Motten, Ameisen, Fliegen oder Stechmücken zu verhindern. Dies wird durch die Wahl der richtigen Maschenweite garantiert. In Deutschland hat sich eine lichte Maschenweite von etwa 1,4 x 1,4 Millimeter bewährt.
Durch eine Verringerung der Maschenweite könnten auch kleinere Arten wie die Dungmücke abgehalten werden, die aber nicht sticht und in Siedlungsgebieten selten vorkommt. Allerdings wird durch eine geringere Maschenweite auch die Durchsicht und Luftdurchlässigkeit weiter eingeschränkt.
Zur Abdichtung des Rahmens kommen in der Regel Bürstendichtungen zum Einsatz, die bei beweglichen Elementen einem natürlichen Verschleiß unterliegen und deshalb austauschbar sein sollten. Bei der Verarbeitung muss besonders auf die Dichtheit in den Ecken und bei der Montage darauf geachtet werden, dass die Dichtung umlaufend anliegt. Das lässt sich per Augenschein, Schieblehre oder mit einem dicken Papier/Karton (zirka 1,4 mm) prüfen.
Luftdurchlässigkeit und Lichttransmission
Insektenschutzgitter sollen zwar die Insekten abhalten, aber wichtige Funktionen wie die Durchsicht (Lichttransmission) und die Lüftung (Luftdurchlässigkeit) nicht zu stark einschränken. Die Lichttransmission beeinflusst die Versorgung mit natürlichem Tageslicht und den Durchblick (Transparenz). Eine gute Luftdurchlässigkeit sorgt nicht nur für frische Luft, sondern ermöglicht im Sommer auch eine Nachtauskühlung.
Beide Funktionen sind direkt abhängig von der Netzgröße und der Fadenstärke: Je dicker der Faden und je enger das Geweberaster, desto geringer die Durchsicht und die Luftdurchlässigkeit. Die Fadendicke variiert zwischen 0,13 und 0,6 Millimeter, die Öffnungsgröße der Maschen zwischen 1,0 und 2,24 mm². Die Luftdurchlässigkeit wird gemäß EN ISO 9237 [3] bei einer Druckdifferenz von 30 Pascal geprüft. Zum Produktvergleich sind die Kennwerte geeignet.
Eine Übertragung des Luftvolumens auf reale Verhältnisse ist jedoch nicht möglich, da bei Windstille i. d. R. nur Luftdruckunterschiede von 2 bis 4 Pascal vorliegen. Für die Praxis kann man aber von einem nur geringfügig verminderten Luftaustausch gegenüber dem offenen Fenster ausgehen.
Materialien, Aufbau und Montage
Die Rahmenprofile können aus Holz, Kunststoff, Stahl oder Aluminium bestehen. In der Regel werden Hohlprofile aus Aluminium verwendet, da diese bei geringem Gewicht eine hohe Festigkeit haben, einfach verarbeitet und farbbeschichtet werden können. Bei dunklen Profilen darauf achten, dass bei der Montage genügend „Spiel“ bleibt, da sich die Profile bei Sonnenbestrahlung ausdehnen. Wichtig ist auch eine stabile Befestigung der Beschläge am Profil mittels Nieten, Schrauben oder Klebung.
Das Netzgewebe besteht aus Kunststoffen (PVC, Fiberglas, Polyethylen, Polyester) oder aus Metallen (Stahl verzinkt, Kupfer, Messing, Aluminium, rostfreier Edelstahl). Die Materialwahl hängt vom Design und vom Einsatzzweck ab. Maßgeblich ist hier die Reißfestigkeit.
Als Standard hat sich ein Gewebe aus kunststoffummanteltem Fiberglas (zirka 0,3 bis 0,4 Millimeter und einer Maschenweite von 1,4 x 1,2 Millimeter) etabliert, bei dem die Kreuzpunkte des Gewebes mittels Infrarotverschweißung erstellt werden. Durch eine sichtneutrale Färbung (anthrazit) ergibt sich ein guter Durchblick. Durch dünnere Fäden (zirka 0,2 mm) erhöht sich die Transparenz (Gewebe werden als Transparenzgewebe angeboten).
Wichtig ist dabei, dass sich die Reißfestigkeit nicht reduziert. Bei der Montage mit Rollläden ist darauf zu achten, dass die Profildicke des Rahmens kleiner ist als der Spalt zwischen Fenster und Rollladenpanzer. Um die Funktionalität des Insektenschutzes zu gewährleisten, sollte er auch auf die verschiedenen Fensterarten (flächenbündig, flächenversetzt und halbflächenversetzt) passen.
Ausführungen und Bedienungsvarianten
Spannrahmen sind einfache und preisgünstige Modelle, die für Fenster geeignet sind, bei denen man nicht nach außen greifen muss. Die Rahmen werden bohrfrei durch Spannfedern oder Klammern fixiert. Dies ist besonders bei Holzfenstern wichtig, um die Oberfläche und damit das Holz nicht zu schädigen.
Drehsysteme sind Rahmen mit Drehbeschlägen, die nach innen und außen öffnend erhältlich sind. Hier ist die Stabilität des Rahmens besonders wichtig, um die Belastung der Drehbewegung auszuhalten. In der Regel kommen Einlassgriffe und Magnetverschlüsse zum Einsatz, um die Dicke nicht zu erhöhen.
Vorteilhaft sind Beschläge, die eine selbsttätige Schließung mittels Federn ermöglichen. Diese unterliegen einem gewissen Verschleiß und sollten deshalb austauschbar sein. Durch den Einsatz von Pendelbeschlägen ergibt sich eine einfache Nutzung in beide Richtungen (innen und außen) ohne Nutzung der Hände, praktisch für eine Terrassentür.
Rollogitter ähneln einem Rollladen, bei dem das Gewebe auf einer Spannrolle sitzt und sich vertikal in jeder Position fixieren lässt. Diese eignen sich gut für Fenster und Türen, bei denen ein Teil ständig geöffnet sein soll oder für Dachflächenfenster bzw. zusammengesetzte Elemente mit Ober- oder Unterlicht.
Die selbsttätige Fixierung der Zugschiene wird durch eine eingebaute Feder erreicht, die in eingebautem Zustand nachzustellen sein sollte. Die obere Welle sollte höhenverstellbar sein, um ein dauerhaft straff gespanntes und parallel geführtes Gewebe zu garantieren. Die seitliche Führung sollte eine Bürstenführung haben, die das Ausfädeln des Gewebes bei Wind verhindert. Häufig wird das Rollo auch elektrisch ausgeführt, da sich Mehraufwand und -kosten in Grenzen halten, der Komfort aber erheblich verbessert wird.
Schieberahmen ermöglichen eine seitliche Öffnung und Fixierung in jeder Position und eignen sich so gut für große Öffnungen sowie für Schiebe- bzw. Hebe-Schiebetüren. Die Schiebebeschläge sollten hochwertige, wartungsarme Laufrollen mit Edelstahlkugellager aufweisen und ein sicheres Abbremsen und Arretieren gewährleisten. Vorteilhaft sind durchgehende, eingelassene Griffleisten, die eine einfache Bedienung auch für Kinder ermöglichen.
Bei Plissee-Systemen wird die seitliche Bewegung durch das Falten des Gewebes erreicht. Das Gewebe wird hierbei mechanisch belastet und ist deshalb in der Regel stärker und dicker. Die Vermeidung des Verdrehens und Verkippens sowie die Verbesserung der Stabilität kann durch integrierte Spannschnüre erreicht werden. Das Plissee hat einen platzsparenden Aufbau, der beispielsweise notwendig ist, wenn seitlich eine Mauer im Weg oder kein Schwenkbereich vorhanden ist.
Einbauten in Rollläden und Fenstern
Die meisten Anbieter von Fenstern und Rollläden bieten integrierte Schutzsysteme an, die häufig von spezialisierten Herstellern zugekauft werden. Der Vorteil liegt darin, dass Fenster, Rollladen und Insektenschutz aus einer Hand kommen und aufeinander abgestimmt sind. Dies verringert den Planungsaufwand und vereinfacht die Verantwortlichkeit bei Reklamationen.
Oft ist auch das Design besser, weil die Systeme farblich und konstruktiv zueinander passen und keine ungeplanten Fugen oder Kanten störend auffallen. Man sollte aber darauf achten, dass Verschleißteile wie Bürstendichtungen, Beschläge sowie der gesamte Insektenschutz unkompliziert zu demontieren und auszutauschen sind, um die Reinigung oder die Demontage im Winter oder im Reparaturfall zu vereinfachen.
Schutz vor Pollen und Elektrosmog
Insektenschutzgitter halten grundsätzlich auch Staubfasern und -flocken draußen, an denen besonders viele Pollen gebunden sind. Sogenannte Pollenschutzgitter haben in der Regel eine engere Maschenweite, laden sich statisch auf und ziehen damit Staub und Pollen an. So konnte bei einer Studie durch die Klinik für Allergologie ermittelt werden, dass je nach Pollenart bis zu 99 Prozent der Pollen aus dem Raum gehalten werden können. Orientierung gibt die Europäische Stiftung für Allergieforschung (ECARF), die ein Gütesiegel für allergikerfreundliche Produkte vergibt.
Schließlich können durch eine Modifikation der Netzstruktur Insektenschutzgitter auch den Einfluss durch elektromagnetische Strahlung vermindern. Metallgewebe schirmen grundsätzlich gegen elektrische Felder – etwa hochfrequente Mobilfunknetze – ab. Gewebe aus Kunststoff müssen hingegen mit einer elektrisch leitenden Schicht ummantelt werden. Elektromagnetische Felder von Hochspannungsleitungen werden allerdings nur geringfügig abgeschirmt. Hierzu müsste das Gitter schon aus Stahl oder einer ferromagnetisch leitenden Beschichtung bestehen.