Wenn sich Bauherren mit gutem Geschmack und klaren Vorstellungen mit einem erfahrenen Architekten zusammentun, ist das für manches alte Haus ein Glücksfall. Gar vor dem Abriss bewahrt wurde vermutlich dieses von öffentlicher Hand zum Verkauf angebotene, zuletzt viele Jahre als Kindertagesstätte genutzte Gebäude. Bauträger hatten schon ihr Interesse an der Immobilie bekundet, das gute Stück hätte dann wohl einem Mehrfamilienhaus weichen müssen.
So weit ist es nicht gekommen. Eine dreiköpfige Familie erhielt den Zuschlag, und der Pfullinger Architekt Dieter Ulrich Rehm durfte einmal mehr zeigen, welche Reserven in alten Gebäuden schlummern. Gemeinsam erarbeitete man eine Strategie, um vernünftige, den Wünschen der Auftraggeber entsprechende Strukturen zu schaffen. Zunächst standen das Entkernen, also etwa das Entfernen der Einbauten an, die sich durch die vorherige Nutzung ergeben hatten. Es bestätigte sich, dass die Bausubstanz in weiten Teilen gut erhalten war, baujahrtypische Feuchteschäden, speziell im Sockelbereich und über dem Gewölbekeller, konnten durch entsprechende Maßnahmen beseitigt werden.
Die Kleinteiligkeit der Grundrisse wurde vor allem im Erdgeschoss durch das Entfernen von Zwischenwänden aufgelöst. Eine breite Hebeschiebetür mit vorgelagerter großzügiger Terrassenfläche bindet jetzt auch den Garten an. Unter dem gut gedämmten und stilecht mit Biberschwanzziegeln gedeckten Walmdach entstand eine separat nutzbare Wohneinheit mit großer Gaube – hier kann sich der Filius, wenn er älter ist, sein eigenes Reich einrichten. Insgesamt wurde bis hin zur Wiederverwendung der originalen Klappläden viel Sorgfalt darauf verwandt, den Charakter des Hauses zu bewahren.