Abreißen und neu bauen oder erhalten und sanieren? Die Entscheidung ist nicht einfach. Oft lohnt es sich, den Bestand zu erhalten und an die Anforderungen zeitgemäßen und modernen Wohnens anzupassen. So wie hier. Jetzt erweitert ein lichtdurchfluteter Anbau dieses alte Siedlungshaus.
Spätestens als sich das zweite Kind ankündigte, wollte Familie Herr in den grünen Teil von Wandsbek ziehen. Dort hatte der Urgroßvater von Oliver Herr in den 1930er-Jahren ein Haus gebaut. Auf dem Grundstück war mittlerweile ein zweites Haus gebaut worden, in dem Olivers Eltern seit einigen Jahren wohnen. Als die Mieter des alten Gebäudes zum richtigen Zeitpunkt auszogen, konnte die Planung losgehen.
Mit Katharina Fey, Architektin bei Mißfeldt Kraß Architekten, fanden Herrs eine Spezialistin, die sich mit alten Siedlungshäusern bestens auskennt. Das Ziel: Das Gebäude wird in den Garten hinein erweitert, die Wohnfläche gewinnt so fast 65 Quadratmeter. Zudem sollen die Fens-terflächen – besonders im Dachgeschoss – deutlich größer angelegt werden, um von mehr Tageslicht zu profitieren. Der Anbau erhält die Kubatur des Bestandsgebäudes, auch, um die typische Straßenansicht zu wahren, trotzdem sollen Alt- und Neubau optisch klar voneinander getrennt sein.
Dass umfassend saniert wurde, ist ganz besonders im Dachgeschoss zu sehen: Bei der Dachsanierung wurde die vorhandene Gaube zurückgebaut und durch zahlreiche Velux-Dachfenster ersetzt. „Herrs wünschten sich helle, lichtdurchflutete Räume. Und da der Tageslichteinfall durch Dachfenster deutlich höher ist als bei Gauben, war das die beste Möglichkeit, das Licht ins Haus zu lassen“, erläutert Katharina Fey.
Um ein Haus langfristig zu erhalten, reicht es natürlich nicht, nur das „Innen-leben“ zu modernisieren. Auch die Hülle muss an die heutigen energetischen Standards angepasst werden. Das gelang mit der Ausdämmung der Luftschicht zwischen dem zweischaligen Mauerwerk des Bestandsgebäudes. Außerdem wurde das Dach mit einer Zwischen- sowie einer zusätzlichen Aufsparrendämmung den heutigen Dämmstandards angepasst und komplett neu eingedeckt.
Die installierte Gas-Brennwerttherme versorgt Alt- und Neubau mit Wärme, die Sanitär- und Elektroinstallationen wurden der veränderten Raumaufteilung angepasst und erneuert. „Nun kann das Haus mit uns gemeinsam alt werden“, freuen sich die Eigentümer.
Daten & Fakten
Baujahr: 1930
Wohnfläche: 200 m2
Bauweise Anbau: Holzrahmenbauweise mit Verblendmauerwerkfassade
Dachfenster: Neun Klapp-Schwing-Fenster, zwei Schwing-Fenster, zwei Zusatzelemente Dachschräge. Dazu Plissees, Verdunkelungs-Rollos, Hitzeschutz-Markisen (alle Velux)
Architektur: Mißfeldt Kraß Architekten, www.missfeldtkrass.de