In den nächsten Jahren werden sukzessive alle Heizkessel, die älter als 15 Jahre sind, mit einem Energieeffizienz-Etikett markiert. Wir erläutern, wie das in der Praxis funktioniert und welche Rückschlüsse das Label auf die Kessel-Effizienz zulässt.
1. Was soll das Etikett für alte Heizungen bewirken?
Vor allem alte Heizkessel verbrauchen viel mehr Energie als moderne Modelle – das belastet die Umwelt und verursacht unnötig hohe Verbrauchskosten. Momentan liegt das durchschnittliche Alter von Heizgeräten in Deutschland bei 17,6 Jahren, über ein Drittel ist sogar älter als 20 Jahre. Die Kennzeichnung durch ein Effizienzlabel soll die Austauschrate erhöhen und Verbraucher zum Energiesparen motivieren.
2. Welche Heizkessel werden gekennzeichnet?
Der bevollmächtigte Bezirksschornsteinfeger etikettiert im Rahmen der turnusmäßigen Feuerstättenschau zunächst Heizgeräte mit den Baujahren bis 1994 und anschließend bis 2008. Danach werden bis 2023 schrittweise alle Heizgeräte gelabelt, die bei der Feuerstättenschau mindestens 15 Jahre alt sind. Der Schornsteinfeger informiert den Hausbesitzer zudem über den Effizienzstatus des Heizgerätes und übergibt ihm ein Faltblatt mit weiteren Infos zur Modernisierung und Förderung.
3. Welche Kosten entstehen für den Hausbesitzer?
Gemäß § 17 Energieverbrauchskennzeichnungsgesetz (EnVKG) sind bevollmächtigte Bezirksschornsteinfeger seit dem 1.1.2017 verpflichtet, das Etikett gut sichtbar am alten Heizgerät anzubringen. Der Eigentümer muss diese Maßnahme zwar dulden, aber nichts dafür bezahlen (EnVKG § 19). Achtung: Beauftragt der Eigentümer eigenständig einen sogenannten „berechtigten Akteur“, zum Beispiel einen Heizungshandwerker, mit dem Labeln seines Kessels, muss er eventuell anfallende Kosten selbst tragen.
4.Wie sind die Energieeffizienzklassen definiert
Die Effizienz der Kessel wird mit einer Farb- und Buchstabenskala von Dunkelrot (Effizienzklasse E) bis Dunkelgrün (Effizienzklasse A++) angezeigt. Typische Einstufungen
in der Praxis sind:
- Klasse A und B: Brennwertkessel
- Klasse C: Niedertemperaturkessel
- Klasse D: Niedertemperaturkessel, Standardkessel
- Die Klassen A+ und A++ erreichen nur Heiztechniken, die erneuerbare Energien nutzen, wie eine Wärmepumpe oder Gas- und Öl-Brennwertkessel mit Solaranlage, sowie Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen.
Übrigens: Im Eigenheimbereich sind die Energieeffizienzklassen für alte Heizkessel identisch mit den Klassen für neue Heizgeräte. Dadurch ist ein Vergleich möglich.
5. Wie lässt sich die Heizkessel-Effizienz bewerten?
Mithilfe des Labels lässt sich überschlägig rasch erkennen, wie effizient der alte Heizkessel arbeitet:
- Klassen C und D: Der Heizkessel ist veraltet und verbraucht zu viel Energie. Ein Austausch ist ratsam.
- Klassen A und B: Der Heizkessel arbeitet effizient. Die Einbindung von erneuerbaren Energien würde die Bilanz verbessern.
- Klassen A+ und A++: Das Gerät ist besonders effizient und/oder nutzt bereits erneuerbare Energien. Der Wärmeerzeuger entspricht dem aktuellen Stand der Technik und müsste sehr effizient arbeiten.
Tipp: Auch wenn kein akuter Handlungsbedarf besteht, könnte eine System-Optimierung dennoch den Energieverbrauch senken. Vor allem dann,wenn das Haus zwischendurch energetisch (teil-)saniert wurde.
6. Wie aussagekräftig ist das Effizienz-Etikett überhaupt?
Die Effizienzklasse des Labels bewertet allein die Effizienz des Heizkessels unter Prüfstandsbedingungen. Sie macht keine Aussage über den tatsächlichen
Betrieb oder über die Energieeffizienz des gesamten Heizsystems. Dennoch bietet die Effizienzklasse einen guten Anhaltspunkt über den aktuellen Zustand. Interessierte Hausbesitzer können die Effizienzklasse unter www.bmwi.de/heizungsetikett oder per Heizlabel-App auch selbst ermitteln.
Tipp: Die genauen Einsparmöglichkeiten sollten sich Althausbesitzer von Heizungsinstallateuren und Energieberatern individuell ermitteln lassen. Auch gute Internet-Ratgeber können bei der Analyse helfen.
7. Verpflichtet eine schlechte Effizienz zum Kesseltausch?
Beim Effizienzlabel für Heizungsaltanlagen handelt es sich um eine Erstinformation, wie sparsam oder verschwenderisch das Gerät arbeitet. Eine Handlungspflicht zum Austausch des Heizkessels besteht nicht. Eine effiziente neue Heizung hilft jedoch, einen unnötig hohen Energieverbrauch und hohe Kosten zu vermeiden. Gleichzeitig leistet sie einen Beitrag zum Klimaschutz. Zudem wird die Investition mit großzügigen Fördergeldern belohnt.
„Generell sollte der Althausbesitzer beim Austausch auch darüber entscheiden, ob er weiter bereit ist, auf eine fossile Zukunft zu setzen“, rät Michael Lechte, Heizungsexperte beim Wärmepumpenhersteller Mitsubishi Electric. „Beispielsweise bieten sich hier Luft/Wasser-Wärmepumpen als umweltschonende Alternative an – vor allem noch in Kombination mit einer eigenen Photovoltaik-Anlage.“ Und: „Mit Blick auf das Effizienzlabel sind Wärmepumpen auf den vordersten Plätzen. Erreicht ein altes Gas- oder Ölgerät die Effizienzklasse C oder D, werden neue Wärmepumpen in der Regel mit mindestens A+ bewertet. Unsere Ecodan-Modelle erreichen beispielsweise sogar A++“, erläutert Michael Lechte.