Ein sehr engagierter Bauherr hauchte der im zitierenden Stil des Historismus erbauten Villa mit dem Umbau neues Leben ein. Da sie nicht unter Denkmalschutz stand, eröffneten sich gewisse Freiheiten, die kreativ genutzt wurden.
Vor den Toren Baden-Badens hat der Kaufmann Peter Wolf ein traumhaftes Projekt entwickelt. Ausgangspunkt war eine heruntergekommene Villa, die zwei verschiedene Makler zwei Jahre lang nicht verkaufen konnten. Das Interessante dabei: Bei der Villa handelt es sich um eine Arbeit von Josef Roos, zu seiner Zeit ein Stararchitekt, der vor allem im Raum Pforzheim beeindruckende Zeugnisse seines Könnens schuf. Auch dieses im Geiste des Historismus konzipierte Haus weist mit seinen Gebäudeseiten, die unterschiedliche Kunstepochen zitieren, viele Merkmale eines Kulturdenkmals auf. Das begeisterte den heutigen Besitzer so, dass er die von der Substanz her erstaunlich gut erhaltene Immobilie erwarb.
Seine Vision: möglichst viel vom Bestand bewahren, dabei aber auch deutliche Anpassungen an heutige Wohnbedürfnisse vornehmen. Der Bauherr etwa zum Stichwort Licht: „Im Originalambiente herrschten mit Jagdgrün und Braun dunkle Farbtöne vor, auch die schweren Vorhänge waren in dunklen Tönen gehalten.“ Hinzu kam, dass die Beletage in Richtung Süden nur kleine Fensteröffnungen aufwies, von einem vernünftigen Zugang zum Garten ganz zu schweigen – Sonnenbräune war damals eben nicht en vogue („Noblesse oblige“). Bei seinen Umbauplänen kam Peter Wolf entgegen, dass das Gebäude letztlich nicht unter Denkmalschutz gestellt wurde. So konnte er die Fassade Richtung Park öffnen und an beiden Längsseiten große, jeweils aus einem Stück gegossene Freitreppen platzieren. Auch die beiden Balkone ließen sich problemlos zu hochwertiger Wohnfläche umwandeln. Mit dem farblich neu gefassten, mondänen Interior-Design (in Creme, Bronze, Rosé, Lachs und Braun) setzte er seine Linie konsequent fort. Korrespondierend dazu die Gestaltung der Gebäudehülle: Braun und Rottöne verschwanden zugunsten großer weißer Flächen. Dabei mussten die einen Meter dicken Bossensteine der Grundmauern aufwendig hydrophobiert werden – auf dem roten Sandstein hätte sonst keine Farbschicht deckend gehalten.
Mit Details wie den sorgfältig restaurierten „Jalousies persiennes“ (auf dem großen Foto ganz links vor den beiden Obergeschossfenstern), den aufbereiteten Holzverzierungen des Dachgesimses und vielen weiteren beweist Peter Wolf große Liebe zum Sujet und eine Passion, die das Anwesen nach Fertigstellung auch der Parkanlage wieder zu einem Gesamtkunstwerk machen wird.
Alle Fotos: Bernhard Müller, www.journalfoto.de
Daten & Fakten
Baujahr: 1905
Wohnfläche: ca. 500 qm
Bauweise: burgartige Grundmauern aus massiven Bossensteinen, Ziegelmauerwerk (45 cm dick), Dachsanierung inklusive neuer Dämmung, engobierte Doppelmulden-Falzziegel, Fenster: Dreifach-Thermoglas verdunkelt, mit Titan-Alu-Kunststoff-Korpusverbund und RC2/RC10-Einbruchschutz
Haustechnik: Bussystem, Öl-Brennwertheizung, dezentrale Einzelsteuerung aller Heizkörper (Flachheizkörper, plan), Aufzug vorbereitet