Wandbekleidungen von der Rolle

Wandbekleidungen
Foto: www.marburg.com

Die europäische Norm für „Wandbekleidung in Rollen“, die „DIN EN 235“, unterteilt Tapetenarten in zwei Hauptgruppen: fertige Wandbekleidungen und solche, die nachträglich bearbeitet werden. Als eigenständige Kategorie gelten zudem Wandbildtapeten.

Entsprechend dem Material, aus dem sie bestehen, werden die fertigen Wandbekleidungen noch einmal in acht Untergruppen gegliedert:

➤ Kunststoffwandbekleidung (mit Papierträger)
In diese Kategorie gehören alle Tapeten, bei denen eine Kunststoffoberfläche (z. B. Kunststoff-Granulate, Flachvinyl- sowie andere plastische Oberflächen) auf einen Papierträger kaschiert wurde.

➤ Kunststoffwandbekleidung (ohne Papierträger)
Diese Tapeten auf Kunststoffbasis benötigen kein Trägermaterial.

➤ Vlieswandbekleidung
Vliestapeten werden aus einem einseitig imprägnierten Vliesträgermaterial hergestellt, welches größtenteils aus Zellstoff und textilen Fasern besteht. Anders als bei Papiertapeten entfällt bei Vliestapeten die Weichzeit. Zudem kann der Kleister entweder auf die Tapete oder direkt auf die Wand aufgetragen werden. Vliestapeten sind problemlos auch im Nassbereich einsetzbar und – je nach Qualität – meist schwer entflammbar (DIN 4102 B1).

➤ Textilwandbekleidung
Bei der Textiltapete werden Fadensysteme auf einen Papier- oder Vliesträger aufgebracht. Dabei werden zum Beispiel Schnüre, synthetische oder natürliche Fasern, Filz, Bast oder sogar Federn verarbeitet und gegebenenfalls anschließend im Siebdruckverfahren bedruckt. Die Textiltapete zählt zu den ältesten Arten der Wanddekoration.

➤ Velourswandbekleidung
Das gewünschte Muster wird mit Leim auf ein Trägermaterial gedruckt und anschließend mit sehr kurzen Fasern elektrostatisch beflockt. Dadurch bleiben die Fasern nur am Leim haften. Velourstapeten werden fast ausschließlich in der Denkmalpflege verwendet.

➤ Metall-Effekt-Wand­bekleidung
Diese Tapeten bestehen meist aus einer dünnen Aluminiumfolie auf Vlies oder Trägerpapier. Ein farbiger Überzug schafft Kupfer-, Gold oder andere Metalleffekte, Ätzen oder Oxidieren der Folie bieten weitere Gestaltungsmöglichkeiten. Da die Herstellung sehr aufwändig ist, handelt es sich hierbei eher um ein relativ teures Nischenprodukt.

➤ Naturwerkstoff-Wandbekleidung
Für Naturwerkstoff-Tapeten werden Naturmaterialien wie Blätter, Gras oder Kork aufbereitet und auf einen Papierträger aufgetragen. Diese aus Ostasien stammende Tapetenart war in den 80er Jahren sehr beliebt, wird heute aber nur noch selten verwendet.

Überstreichbare Wandbekleidungen
Wandbekleidungen, die nachträglich behandelt werden heißen „halbfertig“ und erhalten erst durch den Anstrich ihr finales Aussehen.
Sie können aus verschiedenen Materialien wie Papier, Glasfaser, Kunststoff oder Textilien bestehen. Rau- und Glas­faser sind die bekanntesten Vertreter, der Anteil der Struktur-Vliestapeten wächst aber beständig. Sie sind geprägt oder bestehen aus einem Vliesträger, der durch Schaum oder Granulat eine plastische Oberfläche erhält.

Wandbildtapeten – auch als Unikate
Wandbildtapeten bilden eine eigene Kategorie, die durch die EU-Klassifizierung nicht erfasst wird. Unter Wandbildtapeten versteht man große, wandfüllende Motive mit Fotos oder Malereien. Die berühmte Fototapete beispielsweise zählt dazu und erlebt gerade dank Digitaldruck ein Revival. Dabei muss man sich keinesfalls für eine bereits angefertigte Wandbildtapete entscheiden: Unter Verwendung eigener Bilddateien kann man sich individuelle, wirklich einmalige Motivtapeten ausdrucken lassen!

Farbigkeit durch Wandfarben
Die erwähnten halbfertigen Wandbeläge brauchen einen Farbanstrich. Hierfür kann man sich jeden nur unterscheidbaren Farbton anmischen lassen, sogar entsprechend der Farbtonmessung einer Farbvorlage.

Fertig angemischt ist eine große Zahl an Wandfarben in Standardfarb­tönen erhältlich. Darüber hinaus werden entsprechend den jeweiligen Moden ständig neue Trendfarbenkollektionen – in verbraucherfreundlichen Gebinden für kleinere Flächen – angeboten. Wer eigene Farbtöne kreieren möchte, kann mehrere Farben mischen  oder weiße Wandfarbe mit bunten Wandfarben pastellig abtönen. Zudem werden zum Mischen pigmentreiche Abtönfarben in Flaschen angeboten.

Da aber alle Buntheit für die meisten Menschen einen ruhigen Gegenpol benötigt, damit sie nicht unerträglich wird, war und ist ein Farbton in der Beliebtheits­skala immer Nummer 1: Weiß.

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